INQA ID: IC2378498
Wer die KI und ML zugrundeliegenden Techniken nicht verstanden hat, kennt die maschinellen Grundlagen für die Gegenwart und Zukunft nicht und trifft leicht Entscheidungen auf der Basis von (falschen) Erwartungen und Halbwissen. KI biete viele Chancen, hat aber mehr Grenzen als oft vermutet und: sie ist nicht intelligent. Ich habe mich seit vielen Jahren mit dem Thema intensiv beschäftigt und durchleuchte gerne mit Ihnen den Hype und seine Risiken.
Viele Menschen schließen durch das, was sie sehen oder erleben, auf die Wirkungsweise von KI-Systemen. Das kann sehr irreführend sein, denn KI funktioniert nicht wie klassische Software oder bekannte regelbasierte Systeme. Der Begriff KI umfasst eine Gruppe von Algorithmusbasierten Verarbeitungsprozessen, die in ihrer Wirkungsweise sehr unterschiedlich sein können und zu seinem großen Teil auf Wahrscheinlichkeit statt auf Genauigkeit beruhen.
KI-Funktionalitäten benötigen häufig keine extra Rollouts, sondern werden sukzessive in bestehende Anwendungen integriert. Darum ist vielen nicht klar, dass sehr viele Cloud- und Consumerdienste schon längst über KI/ML- Modelle laufen und KI ein ständiger Begleiter ist, wie etwa in den Empfehlungssystemen von Netflix und Amazon.
Generativer AI werden zur Zeit Fähigkeiten zugeordnet, die aus den erlebten Effekten in 2023 hochgerechnet wurden. Das ist ein schwieriges Denkmodell, denn KI hat andere Grenzen als IT. Ein Dive Deep in KI hilft vor falschen Zukunftsprognosen.
Machine Learning für die Prozesse der Circular Economy
Ein Kompetenzworkshop für Entscheider*innen und Mitarbeitende
Die digitale Transformation ist ein Changeprozess mit nicht endgültig fertig definiertem Ausgang, denn die digitale Welt entwickelt sich in rasantem Tempo weiter. Deshalb ist es ratsam, geplante Veränderungen sowohl auf der operativen, als auch auf der menschlichen Seite zu begleiten.
Die Mitarbeitenden sollten im Rahmen der digitalen Transformation lernen, mit Ungewissheit zu leben und sich Zielen iterativ anzunähern. Dafür wird ein stabiler und dennoch flexibler Rahmen zur Orientierung benötigt, der auch zur individuellen und organisationalen Resilienz beiträgt.
Die hier vorgestellten Reflexionsfragen ermöglichen den individuellen Aufbau eines solchen Orientierungsframeworks für die Mitarbeitenden in der Organisation.
Antworten auf die Fragen sollten in partizipativen Workshopformaten gemeinsam mit den Mitarbeitenden gefunden, und nicht einfach "top down" verkündet werden. Es ist hilfreich, der Antwortfindung zeitlich Raum zu geben und auch hier iterativ vorzugehen. Lösungen für die einzelnen Etappen der digitalen Transformation fallen nicht vom Himmel, sondern müssen durchdacht und teilweise auch ausgetestet werden. Agile Strategieentwicklung benötigt Raum zum Denken und Atmen.
Teil I
Basisbausteine für eine agile Transformationsstrategie
Der True North stellt ein ideelles Ziel der Organisation dar, das eventuell nicht vollständig erreicht werden kann, jedoch allen Beteiligten eine permanente Orientierung bietet. Alle Entscheidungen werden am True North ausgerichtet. Dadurch sind alle Entscheidungsprozesse im Unternehmen auf einer Linie, ohne dass es zu einem aufwändigen Mikromanagement kommt.
Was wird besser, für uns und unsere Kunden?
Was könnte sich als herausfordernd zeigen?
(Workshop nach Simon Sineks Golden Circle Modell) 2
Die Definition des Mehrwerts für die Kund*innen (Job-to-be-don) sowie die Definition des Mehrwerts für die Mitarbeiter*innen stärkt das für Transformationsprozesse wichtige persönliche Kohärenzgefühl, und damit die individuelle und organisationale Resilienz. Im Fokus steht dabei die Sinnhaftigkeit der Veränderung. Nur wenn Veränderungen für alle Beteiligten einen Sinn ergeben, kann die nötige Energie für eine erfolgreiche Transformation aufgebracht werden. Workshops zur Sinnhaftigkeit der digitalen Transformation unter Beteiligung von möglichst vielen Mitarbeitenden bilden deshalb eine wertvolle Voraussetzung für das Gelingen des Vorhabens.
[1] Clayton Christensen, Taddy Hall, Karen Dillon, David S. Duncan: Competing Against Luck: The Story of Innovation and Customer Choice, Harper Business, 2016
[2] Simon Sinek: Start with Why: How Great Leaders Inspire Everyone to Take Action,
Portfolio, 2009
Teil II
IST-Analyse nach dem Appreciative Inquiry Ansatz: [1]
Auch die Analyse nach dem Appreciative Inquiry Ansatz trägt zur Entwicklung eines Kohärenzgefühls für die digitale Transformation bei. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob die Herausforderungen der Veränderung für die Mitarbeitenden als handhabbar erlebt werden, und wie fehlende Ressourcen ergänzt werden können.
Nur wenn die Transformation im Kopf der Mitarbeitenden als "machbar" eingestuft wird, können alle dafür nötigen Ressourcen mobilisiert werden. Der Eindruck von "nicht machbar" lässt hingegen ein Ohnmachtsgefühl anwachsen, das in den Burn-Out oder die Innere Kündigung münden kann. Entscheidend ist dabei nicht die objektive Sachlage, sondern der individuelle Eindruck des Mitarbeitenden. Darum ist persönliche Ansprache und die Partizipation möglich vieler Mitarbeitenden in dieser Analysephase der agilen Strategieentwicklung so wertvoll.
[1] Bonsen, M. & Maleh, C., „Appreciative Inquiry (AI): Der Weg zu Spitzenleistungen“, Beltz 2012
Teil III
Analyse der Reifegrade für die digitale Transformation
nach den Gesichtspunkten technische Reife, soziale Reife und organisatorische Reife:1
Die
technische Reife wird bestimmt durch die Qualität der praktischen Ergebnisse, die Auswahl und Anwendung von Werkzeugen zur Umsetzung (Softwaretools) sowie durch die Anwendungssicherheit im Umgang mit neuer Software.
Die
soziale Reife wird bestimmt durch das Vertrauen in die Veränderung (Vertrauen in die Machbarkeit) und die Akzeptanz bei den Mitarbeitenden.
Die
organisatorische Reife ist abhängig von der Verfügbarkeit von Ressourcen sowie von der Risikobereitschaft der Organisation im Umgang mit Neuem und Ungewissheit.
„Bei zu geringer Reife ist mit Widerstand und Ablehnung im Unternehmen zu rechnen.“
Angelika Mittelmann
In der Analyse der Reifegrade für die Transformation wird die Frage nach der Handhabbarkeit zur Stärkung des Kohärenzgefühls nochmal adressiert.
Die Daten für die Reifegradanalyse können durch partizipative Workshops oder durch anonyme Onlineumfragen unter den Mitarbeitenden gewonnen werden. Bei zu geringen Reifegraden werde die eingesetzten Ressourcen für die geplante Veränderung nicht ausreichen, um einen guten Zielzustand zu erreichen. Die Ressourcen sollten dann für die Anhebung der Reifegrade eingesetzt werden, statt direkt in die Transformationsschritte einzusteigen.
[1] „Werkzeugkasten Wissensmanagement“, Angelika Mittelmann, S. 227 - 243
Teil IV
Umfeldanalyse und Position des Unternehmens im Markt
Um die Strategieentwicklung abzurunden und die Kohärenzstärkung zu vervollständigen, kann noch ein Workshop durchgeführt werden, der die Bewegungen im Umfeld und im Markt näher durchleuchtet und auch für die Mitarbeitenden transparent macht:
Mitarbeitende vertragen nicht nur Offenheit und Transparenz in Prozessen der Transformation, sie brauchen es. Nur unmündige Menschen, nicht aber wirksame Mitarbeitende lässt man im Unklaren über Risiken und auch Chancen der sich abzeichnenden Veränderung. Was zählt ist nicht Schönfärberei oder blindes "weiter-wie-gehabt", sondern ein nüchterner Blick auf die Realität sowie die Gestaltungspotentiale der Zukunft.
Unsicherheit und Angst bekommen einen Nährboden durch mangelnde Orientierungsrahmen oder unterkomplexe Analysen der Situation. Notwendigkeiten sollten ohne übertriebene Narrative verdeutlicht werden, ebenso Grenzen der Machbarkeit. Dem gegenübergestellt sollten die Zukunftsbilder stehen, die umsetzbar, sinnvoll und nachvollziehbar sind. Und diese Zukunftsbilder sollten von allen Mitarbeitern entwickelt und mitgetragen werden können.
Agile Strategieentwicklung für eine ungewisse, weil veränderliche Zukunft ist anstrengend und zeitintensiv. Doch nur so bekommen Unternehmen und Mitarbeitende den nötigen Boden unter die Füße, um die Wegstrecke und Etappen der digitalen Transformation zu meistern. "Einfach losmachen" ohne klare Grundlagen ist nicht mutig, sondern leichtsinnig und kann Ressourcen kosten, die nicht mehr vorhanden sind.
Wer Mitarbeitenden positiv binden möchte in Zeiten des Wandels, gibt ihnen und dem Unternehmen den Boden unter den Füßen, den es in stürmischen Zeiten braucht.